... oder doch doch nur ein lahmer Aufguss?
Damals, in den guten alten Zeiten, ja, da war alles noch gut. Und heute? Keine wirklichen Hüpfhelden außer Mario, selbst Sonic hat die Schuhe an den Nagel gehängt, rennt jetzt lieber mit als gegen Mario. Wo sind die ganzen Helden? Banjo ist weg vom Fenster, wiedersehen ungewiss. Donkey Kong trommelt lieber, Hüpferei ungewiss. Samus ist auch lieber damit beschäftig in Adventure und Egoshooter-Manier den Gegnern das fürchten zu lehren. Selbst der alte, angegraute -und vielleicht vergessene- Gex gibt kein Lebenszeichen mehr von sich. Grund genug für Microsoft einen alten Rentner wieder in den aktiven Dienst zu schicken, aber nicht in einem neuen Abenteuer, sondern in seinem einzigen auf stationären Konsolen. Rare ist ja schon seit einiger Zeit beim Softwareriesen, Zeit deren Marken auszuschlachten. Erstes Opfer wird der gute, alte, versoffene, rauchende, rülpsende, furzende, geldgeile, fluchende Conker.
Also dann mal los, neue Runde, neues Glück. Conker war damals ein geniales Spiel, leider hatte viele Zocker der damalige Modulpreis von 149,99 DM (Deutsche Mark) abgeschreckt. Wenn wir das mal ganz grob umrechnen, ergibt das ca 75€. Das ist auch heute noch viel Schotter, aber mal im ernst: So weit ist das auch nicht mehr bei der aktuellen Generation hin. Standardgames gehen heute für 60 - 70€ über die Ladentheke und sind dann nur auf den DVD gepackt. Mittlerweile gibts das Spiel fast nur noch in Z-Stores, Ebay oder bei unserem Tauschhändler des Vertauens, dem guten alten Spieleladen an der Ecke. Die Preise fallen sehr unterschiedlich aus, allerdings sollte man schon mit 15 - 25€ rechnen. Das ist für ein Remake, welches als "Classic"-Version erhältlich ist und schon ein paar Jahre auf dem Buckel immer noch einiges von eurem kunderbunten Moos. Klare Frage für alte Hasen und junge Rehkitz, gefangen in der großen und kostspieligen Welt der Videospiele: Lohnt sich die Sucherei überhaupt?
Grundsätzlich müsst ihr bevor ihr weiterlest vier Fragen stellen. Und die sehen so aus:
Habt ihr den Vorgänger gespielt?
Fandet ihr ihn gut?
Wollt ihr bessere Grafik als damals?
War euch das Spiel so viel Wert, das ihr es euch noch einmal kaufen würdet?
Wenn ihr alle mit "Ja" beantwortet habt, am Besten noch ohne zu zögern, braucht ihr gar nicht weiterlesen, denn Conker ist wie Conker war. Nur hübscher und in der Sprachausgabe zensiert, wobei der Humor erhalten bleibt. Der Rest soll, kann, darf, muss, will, wie auch immer, erst mal in aller Ruhe weiterlesen, denn es ist nicht alles bunt, grün und supertoll an solchen "Bad Fur Days".
Aber zuerst, alle positiven Eindrücke und die haben sich in den letzten paar Jahren rein gar nicht verändert. Nach wie vor erzählt führt euch Conker durch nur einen einzigen verrückten Tag in seinem Leben, in dem er es geschafft hat König zu werden. Nach wie vor lauft ihr durch die Welt, nutzt euren Schwanz als Propeller um länger und weiter hüpfen zu können. Nach wie vor erwarten euch witzige Dialoge die meist vor Beleidigungen, Flüchen, Schimpfwörtern oder Fäkalienhumor nur so strotzen. Der eine wirds lieben, der andere hassen. Aber im Grunde unseres Herzens sind wird doch alle Schweine. Leider gabs die Wortspielereien auf dem N64 noch komplett unzensiert, während auf der XBox die Worte mit verschiedenen Symbolen überdeckt werden und die Sprachausgabe per, aus dem TV bekannten, Piepton übertönt wird. Was die einzelnen Akteure aber sagen wollen, ist trotzdem klar. Conker ist vom Inhalt - Hintergrundgeschichte und Dialoge - einfach nur bitterböse, wir reden hier von einem ironisch, sarkastischen, bisweilen sogar zynischen Verbalen Feuerwerk. So viel mal dazu. Zu diesem Ausbrüchen in Text- und Tonform gesellt sich dann auch noch ein Grafik die auf der XBox nahe zu alleine da steht. Klar gab und gibt es auf der XBox viele Grafikhammer, aber Conker dürfte wohl die meisten Spiele schlagen. Somit in meiner Sammlung der optische Killer für die Xbox schlecht hin. Neben den Regentropfen auf eurem Bildschirm dürft ihr dann noch feine Animationen der Antihelden und oder Helden bewundern. Dazu kommen viele Details in eurer Umgebung, welche meist er auf den zweiten Blick auffallen. Die Grafik trägt definitiv zu der mehr als nur genial erzählten Story positiv bei, wobei sich da auf dem N64 auch keiner darum gekümmtet hat.
Eigentlich müsste ich ja nun weiter mit solchen Superlativen um mich schmeißen, aber das tue ich nicht, denn nun kommt der Teil an dem für mich alles wieder vermiest wird. Willkommen bei der negativen Hälfte des Testes, leider muss ich sagen, denn wirklich selten Berichte ich bei guten Spielen über Ausrutscher und Patzer, aber es geht halt nun mal dazu. Denn Conker hat viel, wirklich sehr viele und wir reden hier von einer ganz schön großen Menge an ganz vielen Stellen an denen ihr einfach mal eurer Gamepad runterschlucken möchtet. Das mag mit dem S-Controller noch einigermaßen funktionieren, Aber für mich, der mit dem alten und ersten Modell spielt - und das auch niemals nicht ändern wird - ist das definitiv zu viel des Guten des schwarzen Plastiks. Ihr werdet euch oft Ärger weil einfach ihr manchmal den Gegner nicht mehrmals schlagen könnt, weil der "R"-Trigger nicht richtig abgefragt wird. Die Kamera neigt öfters dazu, wie früher auf dem N64 - übrigens bei jedem Rare-Game von damals - euch das Spiel nach dem Grundsatz "weniger ist mehr" zu zeigen. Da hilft nachjustieren, kostet Zeit, Leben, Geduld. Ich hab schon bessere Kameraprogrammierung erlebt, wesentlich bessere. Was mir auch sauer aufgestoßen hat, ist einfach die Tatsache das ihr entweder ellenlange Laufwege in einem Bereich mehrmals absolvieren müsst um ein Rätsel zu lösen und dann, und das ist der Grund was ich an den Laufwegen hasse, der Ladebildschirm gnadenlos zuschlägt. Und wenn der mal zuschlägt dann richtig. Zwischen angenehmen 5 Sekunden hoch zu 30 Sekunden war bei mir alles dabei. Das ist nervig, vorallem bei einer Konsole mit einer Festplatte, welche Standardmäßig dazu gehört hat. Grundsätzlich bin ja Ladesequenzen gewohnt seit ich zocke, aber hier wird eben doch nicht nur einmal der Spielfluss gestört. Schade, hätte man besser lösen können und müssen.
Was bleibt dann unterm Strich übrig? Ein gutes, klassisches Jump'n'Run, welches die Jahre leider nicht unbeschadet überstanden hat. Man merkt dem Game einfach sein Alter an. Es ist zwar gut, aber die Konkurrenz auf den anderen Konsolen ist besser, stellenweise wesentlich besser. Für alte Hasen die ihren liebgewohnen Conker noch mal durch einen verrückten Tag eilen sehen wollen, können zu greifen. Allerdings nicht zu viel erwarten, ihr bekommt Conker: A Bad Fur Day mit besserer Grafik und Sound. Nicht mehr, nicht weniger. Der Rest greift zu besser aufgestellten Konkurrenz, mit solchen Helden wie dem kindergerechten Mario oder eben auf PS2 Rachet & Clank oder Jak & Dexter. Allerdings: ein Blick kann nie schaden, so ein böses Jump'n'Run gibt es vielleicht nie wieder.
Als kleinen Anhang: Das Spiel hat einen Multiplayermodus, aber aus Mangel und Aufgrund des Alters des Titels konnte und kann ich den nicht testen.
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